Anzeige
Deutschland

RAF: Was ist eigentlich die Rote Armee Fraktion?

  • Veröffentlicht: 28.02.2024
  • 16:43 Uhr
  • Lars-Ole Grap
Das Symbol der Roten Armee Fraktion (RAF) auf dem Mietvertrag für das bei dem Attentat vom 7. April 1977 auf den Generalbundesanwalt Siegfried Buback benutzte Motorrad. Die Kopie lag als Beweis einem Bekenner-Schreiben der Gruppe "Ulrike-Meinhof-Kommando" bei, das wenige Tage nach dem Anschlag bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) einging.
Das Symbol der Roten Armee Fraktion (RAF) auf dem Mietvertrag für das bei dem Attentat vom 7. April 1977 auf den Generalbundesanwalt Siegfried Buback benutzte Motorrad. Die Kopie lag als Beweis einem Bekenner-Schreiben der Gruppe "Ulrike-Meinhof-Kommando" bei, das wenige Tage nach dem Anschlag bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) einging.© picture-alliance/ dpa | DB

Durch Entführungen, Anschläge und Morde hielt die Rote Armee Fraktion (RAF) fast drei Jahrzehnte lang die Bundesrepublik in Atem. Nach den Ex-Mitgliedern wird teilweise noch bis heute gesucht. Was die Gruppierung war und welche Ziele sie verfolgte.

Anzeige

Lust auf mehr Galileo?
Schau dir jetzt auf Joyn die neueste Folge an

Das Wichtigste in Kürze zur RAF

  • Die Bezeichnung Rote Armee Fraktion (RAF) steht für eine linksradikale terroristische Gruppierung, die im Frühjahr 1970 in der Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde. 

  • Die Organisation verübte bis in die 90er-Jahre hinein zahlreiche Anschläge in Deutschland, bei denen 34 Menschen getötet und über 200 verletzt wurden.

  • Die Fahndungen nach Ex-Mitgliedern der Terror-Gruppe laufen noch bis heute. Am 26. Februar 2024 wurde die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin verhaftet.

Die Anfänge und Ziele der RAF

Bereits während der Studenten-Revolte 1965 in Berlin betrachten extremistische Gruppen die Anwendung von "Gewalt gegen Eigentum" als legitim, um Veränderungen im "etablierten System" herbeizuführen.

Die Rote Armee Fraktion (RAF) wurde zunächst als Baader-Meinhof-Gruppe bekannt. Die Radikalisierung von Teilen der sogenannten 68er-Bewegung erfolgte nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 und dem Attentat auf Rudi Dutschke (Vorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS)) im Jahr 1968. Als Protest gegen den Vietnamkrieg verübten Andreas Baader, die Studentin Gudrun Ensslin und zwei weitere Personen 1968 in Frankfurt am Main Brand-Anschläge auf zwei Kaufhäuser. Während des Gerichtsprozesses kam die Journalistin Ulrike Meinhof mit ihnen in Kontakt.

Im Mai 1970 befreite Meinhof gemeinsam mit drei Komplizen gewaltsam Baader aus der Haft in Berlin. Diese Aktion markiert die Geburtsstunde der RAF, und die Gruppe ging in den Untergrund. Gewalt gegen Menschen wurde in ihrem Kampf gegen das "imperialistische Herrschafts-System" der Bundesrepublik bewusst in Kauf genommen.

Die RAF betrachtete sich als ein Teil des Klassenkampfes und eines globalen Aufstands gegen Imperialismus und Kapitalismus. Ihr Name nimmt Bezug auf die Armee der kommunistischen Sowjetunion. Durch ihren bewaffneten Kampf und das Konzept einer vermeintlichen Stadt-Guerilla identifizierten sie sich mit weltweiten Befreiungs-Bewegungen. 
Die Gruppierung bezeichnete sich selbst als "kommunistische antiimperialistische Stadt-Guerilla". Ihr erklärtes Ziel war es, den Staat durch gewaltsame Anschläge gezielt psychologisch zu destabilisieren. Dabei orientierten sie sich an Konzepten der südamerikanischen Stadt-Guerilla, die für den Kampf gegen Militär-Diktaturen entwickelt wurden.

Fahndungs-Plakat um 1971: Gesucht werden die Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe. Die RAF löste eine bis dahin nie da gewesene Großfahndungen aus.
Fahndungs-Plakat um 1971: Gesucht werden die Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe. Die RAF löste eine bis dahin nie da gewesene Großfahndungen aus.© picture alliance / dpa | dpa
Anzeige
Anzeige

Der Deutsche Herbst im Jahr 1977

Der Höhepunkt des RAF-Terrors wurde im Herbst 1977 erreicht. Am 5. September wurde der Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer entführt, wobei sein Fahrer und drei Sicherheitsbeamte erschossen wurden. Die RAF forderte die Freilassung von elf ihrer Mitglieder im Austausch gegen Schleyer, doch trotz mehrerer Ultimaten der Gruppe blieb die Reaktion der Bundesregierung aus. Diese hatte bereits entschieden, sich nicht erpressen zu lassen und die Gefangenen keinesfalls freizulassen.

Am 13. Oktober 1977 verschärfte sich die Situation dramatisch. Palästinensische Terroristen entführten die Lufthansa-Maschine "Landshut" auf ihrem Weg von Mallorca nach Frankfurt, um die Forderungen der RAF zu unterstützen.

Die Befreiung wurde der erste Einsatz für die GSG 9, eine Elite-Einheit der Bundespolizei. Am 18. Oktober um 0:05 Uhr stürmten sie das Flugzeug in Mogadischu (Somalia), töteten drei der vier Entführer und befreiten alle Geiseln. Als Reaktion darauf beging die Führung der ersten RAF-Generation im Gefängnis Stammheim Selbstmord.

Am darauf folgenden Morgen wurde Hanns Martin Schleyer erschossen im Kofferraum eines Autos in Mülhausen aufgefunden. Er war das elfte Opfer der RAF im Terror-Jahr 1977.

Am 13. Oktober 1977 entführten vier Terroristen die Lufthansa-Maschine "Landshut" auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt am Main. Die Aktion hatte zum Ziel, elf Mitglieder der Rote Armee Fraktion (RAF) aus deutscher Haft sowie zwei in der Türkei festgehaltene Palästinenser freizupressen.
Am 13. Oktober 1977 entführten vier Terroristen die Lufthansa-Maschine "Landshut" auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt am Main. Die Aktion hatte zum Ziel, elf Mitglieder der Rote Armee Fraktion (RAF) aus deutscher Haft sowie zwei in der Türkei festgehaltene Palästinenser freizupressen.© picture-alliance / dpa | dpa

Terrorgruppe RAF: Die drei Generationen

Die Geschichte der RAF lässt sich in drei "Generationen" von RAF-Terrorist:innen unterteilen, die sich teilweise erheblich in ihrer Ideologie, ihren Zielen und ihrer Brutalität unterscheiden. Während die erste Generation noch die Zerstörung des "staatlichen Herrschafts-Apparats" anstrebte, konzentrierten sich die Verbrechen der zweiten Generation hauptsächlich auf die Freipressung bereits inhaftierter RAF-Terrorist:innen. Bis zur Auflösung der RAF im Jahr 1998 richteten sich die gezielten Mordanschläge der dritten Generation insbesondere gegen bedeutende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik.

Anzeige

Die erste RAF-Generation (1970 bis 1975)

Die erste Generation der RAF umfasst im Allgemeinen die Gruppe deutscher Terrorist:innen, die sich seit Anfang 1970 um Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof formte. Diese Gruppe verübte bis Ende 1974 nicht nur zahlreiche Banküberfälle, sondern auch Bombenanschläge auf US-amerikanische Militäreinrichtungen, deutsche Sicherheitsbehörden und Medienunternehmen. Insgesamt gab es dabei vier Tote und 41 Verletzte.

Die zweite RAF-Generation (1975 bis 1981)

Durch ihre "Offensive '77" begann mit der zweiten Generation der RAF eine neue Form des Terrorismus in Deutschland. Der Ausdruck "Offensive '77" wurde sowohl von der Roten Armee Fraktion (RAF) als auch von Medien und Ermittlungsbehörden im Kontext der Terroranschläge der Gruppe ab 1977 verwendet. Das Hauptziel dieser Anschlags-Serie war die Freipressung der inhaftierten Terrorist:innen aus den Gefängnissen. Die Serie begann mit der Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback am 7. April 1977 und führte im Verlauf der Schleyer-Entführung zur sogenannten "Deutscher Herbst"-Staatskrise in der Bundesrepublik Deutschland. 

Anzeige

Die dritte RAF-Generation (1982 bis 1998)

In den frühen 80er-Jahren erfolgte eine strategische Neuausrichtung der RAF. Die dritte Generation strebte eine Internationalisierung des Terrorismus an. Zu den bekanntesten Mitgliedern zählen Ernst-Volker Staub, Daniela Klette und Burkhard Garweg.

Schlag gegen den Terror: Wie funktioniert eine Groß-Razzia?

Anzeige

Das Ende der RAF

Das letzte Mordopfer der RAF, Detlev Karsten Rohwedder, Chef der Treuhandanstalt, starb 1991. Im Jahr 1993 verübte die Gruppe ihren letzten Bombenanschlag auf einen ungenutzten Gefängnisneubau in Weiterstadt, Hessen. Verletze gab es dabei nicht. Danach wurde es still um die Terrorgruppe. Ihren Kampf beendete sie schließlich mit einem Selbstauflösungs-Schreiben, das sie am 20. April 1998 per Post an die Nachrichtenagentur Reuters versandte: "Vor fast 28 Jahren, am 14. Mai 1970 entstand in einer Befreiungsaktion die RAF. Heute beenden wir dieses Projekt." 

Mit einem Schreiben an die Nachrichtenagentur Reuters gab die Rote Armee Fraktion (RAF) im Jahr 1998 ihre Selbstauflösung bekannt. Das Bild zeigt die letzte Seite des Schreibens.
Mit einem Schreiben an die Nachrichtenagentur Reuters gab die Rote Armee Fraktion (RAF) im Jahr 1998 ihre Selbstauflösung bekannt. Das Bild zeigt die letzte Seite des Schreibens.© picture-alliance / dpa

Häufige Fragen zur Roten Armee Fraktion RAF

Das könnte dich auch interessieren
Tag der Arbeit: Was feiern wir eigentlich am 1. Mai?
News

Tag der Arbeit: Was feiern wir eigentlich am 1. Mai?

  • 26.04.2024
  • 13:59 Uhr

© 2024 Seven.One Entertainment Group